Am vergangenen Mittwoch, 21. September, stimmte der Kraichtaler Gemeinderat den Planungen der Touristikerin Sarah Nobel rund um die Aufbereitung der Wanderwege zu. Zentraler Bestandteil der Konzeption ist ein interkommunales Projekt mit Angelbachtal, Kürnbach, Oberderdingen, Sulzfeld, Zaisenhausen und Zuzenhausen unter Trägerschaft der Stadt Kraichtal, für das EU-LEADER-Mittel beantragt wurden. Bereits im Juni wurde der Projektantrag bei der Geschäftsstelle des LEADER-Kraichgau-Vereins eingereicht. Im Juli befürwortete der LEADER-Auswahlausschuss die Vergabe von EU-Mitteln an das Projekt, das die durchgängige Beschilderung des Wanderwegenetzes in den beteiligten Kommunen zum Ziel hat. Das Wanderwegenetz in der Region ist geprägt von unterschiedlichen und veralteten Beschilderungssystemen. Dem entgegenzuwirken laufen zurzeit Wanderwegekonzeptionen in Bruchsal, im Naturpark Stromberg-Heuchelberg und ein kooperatives Projekt des Tourismusvereins Kraichgau-Stromberg, durch das einzelne „Top“ Wanderwege der gesamten Region ausgeschildert und gebündelt vermarktet werden sollen. In Östringen soll – ebenfalls mit LEADER-Mitteln gefördert – ein Geolehrpfad entstehen. In Sinsheim wurde bereits die Katastererstellung begonnen.
Diese vielen Planungen ziehen gemeinsam am gleichen Strang, mit dem Vorsatz, eine deutliche Aufwertung der Destination Kraichgau-Stromberg für den Wandertourismus zu erreichen. Schon lange wissen Bewohner der umliegenden Ballungsgebiete Rhein-Neckar, Karlsruhe, Pforzheim, Heilbronn, dass das „Land der tausend Hügel“ ein attraktives und nahegelegenes Erholungsgebiet für das Wochenende und Tagesausflüge bietet. Nicht nur die schöne Natur lässt sich per Rad oder zu Fuß erkunden, sondern auch kulturelle Angebote, Veranstaltungen und Sehenswürdigkeiten sowie abwechslungsreiche Gastronomie und einzigartige Freizeitangebote überzeugen Ausflügler. Bislang jedoch fehlte es an einer guten und durchgängigen sowie einheitlichen Wanderwegebeschilderung. Wer heute in der Region wandern möchte, sollte gut vorbereitet sein: Routen müssen vorab recherchiert werden, wer auf Nummer sicher gehen will, druckt sich die Routenführung zuhause aus, um sich auch bei lückenhafter oder fehlender Beschilderung orientieren zu können. Manch einer wandert, keine 100 Meter entfernt, unwissentlich an einer Sehenswürdigkeit vorbei. Dies soll sich ändern, denn wichtiger Bestandteil der neuen Beschilderung sind sogenannte Haupt-Wegweiser, auf denen der Wanderer auf die nahegelegene Umgebung und sehenswerte Orte hingewiesen wird, auch wenn diese nicht direkt an der Wanderroute liegen. „Daraus entsteht ein touristischer Mehrwehrt, der über die eigentliche Orientierungsfunktion hinausgeht“, so Touristikerin Sarah Nobel.
Infrastrukturelle Maßnahmen verursachen bekanntlich spürbare Kosten. Beispielsweise liegen die Gesamtkosten für die Wanderwege auf Kraichtals Gemarkung bei rund 90.000 €, die sich durch LEADER-Fördermittel etwa halbieren. Die zahlreichen Kriterien, die für die Bewilligung der Förderung erfüllt werden müssen, und die strengen Vorgaben, die eingehalten werden müssen, erfordern nicht nur einen erheblichen zeitlichen, sondern auch personellen Aufwand. In den kommenden Monaten wird die Stadtverwaltung Kraichtal die Aufgaben, die die Trägerschaft mit sich bringt, umsetzen. Auch die Projektpartnerkommunen sind in der Pflicht. Lokale Maßnahmen und Absprachen bleiben in der Hand der jeweiligen kommunalen Verwaltungen. Zusammengenommen sollen nun im Rahmen des Projektes gute 200 Kilometer Wanderwege in den beteiligten Kommunen erschlossen und mit einem professionellen System beschildert werden. Projekte wie diese können nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. Die Umsetzung erfolgt in zwei Schritten. Im ersten geht es darum, das Kataster (die genaue Auflistung der Beschilderungsstandorte sowie Schilderanzahl) von einer Fachfirma erstellen zu lassen. Im zweiten Schritt sollen im Rahmen eines Folgeprojektes LEADER-Mittel für die Umsetzungskosten eingeworben werden.
Vor gut 80 Jahren wurde die Deutsche Weinstraße gegründet und als touristisches Ziel entwickelt. In der Pfalz ist der Tourismus zur identitätsstiftenden Ressource und zum zentralen Wirtschaftsfaktor geworden. Auf der gegenüberliegenden Seite des Rheins befindet man sich hinsichtlich der touristischen Entwicklung ganz am Anfang. Das geplante Wanderwegenetz ist ein Grundstein, von dem auch Dienstleister wie Übernachtungsbetriebe, Freizeitanbieter, Gastronomie und Einzelhandel profitieren werden, denn „Wo sich’s gut wandern lässt, lässt sich’s auch gern verweilen.“
Weitere Informationen zum Vorhaben erteilt die Stadt Kraichtal:
Sarah Nobel, Stadtmarketing
Rathausstraße 30
76703 Kraichtal
Tel. 07250 7788
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www.kraichtal.de